Unterschiede
Hier werden die Unterschiede zwischen zwei Versionen der Seite angezeigt.
abenteuer:vorgeschichte:reisebericht_in_die_gor [2017/12/06 18:38] – created 88.67.220.240 | abenteuer:vorgeschichte:reisebericht_in_die_gor [2019/01/09 21:43] (aktuell) – 93.202.142.94 | ||
---|---|---|---|
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
===== Reisebericht in die Gor ===== | ===== Reisebericht in die Gor ===== | ||
- | »Gegeben im Jahre 12 der Kaiserlosen Zeit zu Khunchom durch Barrado Shahrach, Geometer Ihrer Durchlaucht der Fürstin von Aranien, Mitglied der Kaiserlich Derographischen Gesellschaft, | + | |
- | 9. Rondra: Von Anchopal brachen wir auf mit sechsunddreißig Gelehrten und Waffenknechten, | + | »Gegeben im Jahre 12 der Kaiserlosen Zeit zu Khunchom durch Barrado Shahrach, Geometer Ihrer Durchlaucht der Fürstin von Aranien, Mitglied der Kaiserlich Derographischen Gesellschaft, |
- | 11. Rondra: Gestern stieg das Land noch sanft an, und die Reise war nicht übermäßig beschwerlich. Seit heute scheint es uns, als würde die Luft merklich kälter. Der Wind weht ständig von Südsüdost und treibt gelegentlich rollende Büsche und Staubfahnen vor sich her. Der Boden unter dem kargen Gras schimmert in rostigem Rot und stumpfem Gelbbraun. (...) Im Süden steigt das Land jetzt stärker an, wobei sich der Grund in wirren Formationen bricht, als sei hier früher Wasser gefl ossen oder die Felsen vom Winde angenagt. Hin und wieder fi nden wir auch einzelne Felsblöcke, | + | 9. Rondra: Von Anchopal brachen wir auf mit sechsunddreißig Gelehrten und Waffenknechten, |
- | 13. Rondra: Wir kommen nur langsam voran. Viele der ansteigenden Schluchten winden sich wie Schlangen und enden dann im Nichts. Die Steilwände sind zernarbt wie nach schwerem Bombardement. Seit gestern haben wir kein einziges Tier mehr gesehen, und auch der Bewuchs wird immer spärlicher. Wasser scheint es keines zu geben. Neben dem roten Sandstein finden wir gelegentlich auch Felsrippen und Türme aus dunklem Basalt, die dem Zahn der Zeit besser widerstanden haben (...)\\ | + | 11. Rondra: Gestern stieg das Land noch sanft an, und die Reise war nicht übermäßig beschwerlich. Seit heute scheint es uns, als würde die Luft merklich kälter. Der Wind weht ständig von Südsüdost und treibt gelegentlich rollende Büsche und Staubfahnen vor sich her. Der Boden unter dem kargen Gras schimmert in rostigem Rot und stumpfem Gelbbraun. (…) Im Süden steigt das Land jetzt stärker an, wobei sich der Grund in wirren Formationen bricht, als sei hier früher Wasser gefl ossen oder die Felsen vom Winde angenagt. Hin und wieder fi nden wir auch einzelne Felsblöcke, |
- | 16. Rondra: Am frühen Nachmittag fanden wir endlich den Weg nach oben. Auf einer natürlichen Brücke über eine finstere Klamm haben wir zwei unserer Kamele mit all ihren Vorräten verloren, als sie wohl hundert Schritt tief stürzten. Wir befi nden uns jetzt am Rande einer Hochebene, wohl dreihundert Schritt über dem Umland. Die Luft ist klar und eiskalt, was unseren Wüstensohn sehr erstaunte. Das Land ist eben bis zum Horizont, nur gelegentlich ragen in der Ferne basaltene Monolithen in die Höhe wie Finger oder verdorrte Hände. Der Wind weht jetzt von Südost – und, wenn uns unsere Sinne nicht trügen, von schräg oben. Es gibt keine Spur von Leben. Wir schlagen unser Lager auf (...)\\ | + | 13. Rondra: Wir kommen nur langsam voran. Viele der ansteigenden Schluchten winden sich wie Schlangen und enden dann im Nichts. Die Steilwände sind zernarbt wie nach schwerem Bombardement. Seit gestern haben wir kein einziges Tier mehr gesehen, und auch der Bewuchs wird immer spärlicher. Wasser scheint es keines zu geben. Neben dem roten Sandstein finden wir gelegentlich auch Felsrippen und Türme aus dunklem Basalt, die dem Zahn der Zeit besser widerstanden haben (…)\\ |
+ | 16. Rondra: Am frühen Nachmittag fanden wir endlich den Weg nach oben. Auf einer natürlichen Brücke über eine finstere Klamm haben wir zwei unserer Kamele mit all ihren Vorräten verloren, als sie wohl hundert Schritt tief stürzten. Wir befi nden uns jetzt am Rande einer Hochebene, wohl dreihundert Schritt über dem Umland. Die Luft ist klar und eiskalt, was unseren Wüstensohn sehr erstaunte. Das Land ist eben bis zum Horizont, nur gelegentlich ragen in der Ferne basaltene Monolithen in die Höhe wie Finger oder verdorrte Hände. Der Wind weht jetzt von Südost – und, wenn uns unsere Sinne nicht trügen, von schräg oben. Es gibt keine Spur von Leben. Wir schlagen unser Lager auf (…)\\ | ||
17. Rondra: Wir sind dem Wind entgegenmarschiert, | 17. Rondra: Wir sind dem Wind entgegenmarschiert, | ||
- | Der erste Monolith, den wir erreichten, hatte eine Höhe von fast dreißig Schritt, war annähernd von sechseckiger Grundfl äche und bestand aus verwittertem Basalt, so dass er an eine Säule aus einem urtümlichen, | + | Der erste Monolith, den wir erreichten, hatte eine Höhe von fast dreißig Schritt, war annähernd von sechseckiger Grundfl äche und bestand aus verwittertem Basalt, so dass er an eine Säule aus einem urtümlichen, |
18. Rondra: Die letzte Nacht war ein grausiges Erlebnis. Nicht nur, dass es bitterkalt war, so dass unserem Waffenknecht Germon zwei Zehen abfroren, nein, auch die Kamele fanden keine Ruhe, so als schleiche ständig ein Raubtier um das Lager herum. Dazu kommt das Heulen und Singen des Windes – wie ein Chor der Verdammten. Zu allem Überfl uss fand der Wachhabende auf seinem Rundgang auch noch das Skelett einer riesenhaften Kreatur, dessen Knochen vom Staub blankpoliert und so dünn geschliffen waren, dass das Mondlicht hindurch schien.\\ | 18. Rondra: Die letzte Nacht war ein grausiges Erlebnis. Nicht nur, dass es bitterkalt war, so dass unserem Waffenknecht Germon zwei Zehen abfroren, nein, auch die Kamele fanden keine Ruhe, so als schleiche ständig ein Raubtier um das Lager herum. Dazu kommt das Heulen und Singen des Windes – wie ein Chor der Verdammten. Zu allem Überfl uss fand der Wachhabende auf seinem Rundgang auch noch das Skelett einer riesenhaften Kreatur, dessen Knochen vom Staub blankpoliert und so dünn geschliffen waren, dass das Mondlicht hindurch schien.\\ | ||
Unser Feuerholz ist aufgebraucht, | Unser Feuerholz ist aufgebraucht, | ||
Etwa um die Mittagsstunde erreichten wir eine gewaltige zersplitterte Basaltformation, | Etwa um die Mittagsstunde erreichten wir eine gewaltige zersplitterte Basaltformation, | ||
Später: Wir sind bis zum Einbruch der Dunkelheit noch eine Meile weit marschiert, um den grausigen Fund hinter uns zu lassen. Bei Nacht will ich nicht weiterziehen lassen, da wir gestern bereits ein Kamel in den Staubsümpfen verloren haben. Das Heulen des Windes zerrt an unseren Nerven, und wir vernehmen Modulationen, | Später: Wir sind bis zum Einbruch der Dunkelheit noch eine Meile weit marschiert, um den grausigen Fund hinter uns zu lassen. Bei Nacht will ich nicht weiterziehen lassen, da wir gestern bereits ein Kamel in den Staubsümpfen verloren haben. Das Heulen des Windes zerrt an unseren Nerven, und wir vernehmen Modulationen, | ||
- | Noch später: Eins unsrer Kamele hat sich losgerissen und ist in wilder Panik davon gestürmt. Auch alle anderen Tiere sind kaum zu beruhigen. Und das schlimmste von allem: Unser Magus ist verschwunden, | + | Noch später: Eins unsrer Kamele hat sich losgerissen und ist in wilder Panik davon gestürmt. Auch alle anderen Tiere sind kaum zu beruhigen. Und das schlimmste von allem: Unser Magus ist verschwunden, |
- | 19. Rondra: Wir haben unseren Magus wiedergefunden, | + | 19. Rondra: Wir haben unseren Magus wiedergefunden, |
Der Hügel, den wir letzte Nacht gesehen haben, bleibt verschwunden, | Der Hügel, den wir letzte Nacht gesehen haben, bleibt verschwunden, | ||
- | 21. Rondra: Häufi ge Basaltformationen. Westlich von uns ein Gebilde, das an eine Kralle erinnert, fast genau südlich davon ein gigantischer Turm, wohl eine halbe Meile im Durchmesser und sicherlich ebenso hoch. Stoßen immer häufi ger auf Skelette. Der Staub hat unsere Stiefel blankpoliert und durchlöchert; | + | 21. Rondra: Häufi ge Basaltformationen. Westlich von uns ein Gebilde, das an eine Kralle erinnert, fast genau südlich davon ein gigantischer Turm, wohl eine halbe Meile im Durchmesser und sicherlich ebenso hoch. Stoßen immer häufi ger auf Skelette. Der Staub hat unsere Stiefel blankpoliert und durchlöchert; |
- | 22. Rondra: Haben den Südrand erreicht und schauen auf die Gorische Steppe hinunter, die uns gegen das, was hinter uns liegt, wie ein blühendes Paradies anmutet. In der Nähe des dämonisch drohenden Turmes wurden wir von einer riesigen Spalte überrascht, | + | 22. Rondra: Haben den Südrand erreicht und schauen auf die Gorische Steppe hinunter, die uns gegen das, was hinter uns liegt, wie ein blühendes Paradies anmutet. In der Nähe des dämonisch drohenden Turmes wurden wir von einer riesigen Spalte überrascht, |
- | 26. Rondra: Vor uns erhebt sich ein gigantisches Tor aus Basalt, offensichtlich natürlichen Ursprungs, aber bestimmt fünfzig Schritt hoch. Darunter beginnt eine Klamm. Wir steigen hinunter (...) Später: Nach etwa vierzig Höhenschritt Abstieg haben wir einen Talkessel erreicht, an dessen Ostwand sich ein poliertes, doppelflügeliges Basalttor erhebt, das in den Berg führt. Beide Flügel tragen das Symbol des Raben. Ich glaube, das Werk des Heiligen Khalid al’Ghunar gefunden zu haben. In Abwesenheit der Geweihten habe ich die Rituale durchgeführt, | + | 26. Rondra: Vor uns erhebt sich ein gigantisches Tor aus Basalt, offensichtlich natürlichen Ursprungs, aber bestimmt fünfzig Schritt hoch. Darunter beginnt eine Klamm. Wir steigen hinunter (…) Später: Nach etwa vierzig Höhenschritt Abstieg haben wir einen Talkessel erreicht, an dessen Ostwand sich ein poliertes, doppelflügeliges Basalttor erhebt, das in den Berg führt. Beide Flügel tragen das Symbol des Raben. Ich glaube, das Werk des Heiligen Khalid al’Ghunar gefunden zu haben. In Abwesenheit der Geweihten habe ich die Rituale durchgeführt, |
- | Später: Ich glaube, wir haben es geschafft, wenn wir auch an Körper und Seele gelitten haben. In der Klamm heult der Wind wie eine missgestimmte Orgel oder ein waidwundes Tier. Auch gibt es dort Geister, viele Gespenster und Erscheinungen, | + | Später: Ich glaube, wir haben es geschafft, wenn wir auch an Körper und Seele gelitten haben. In der Klamm heult der Wind wie eine missgestimmte Orgel oder ein waidwundes Tier. Auch gibt es dort Geister, viele Gespenster und Erscheinungen, |
- | 27. Rondra: Allen Göttern sei Dank. In den Hügeln haben wir ein sandiges Wasserloch gefunden. Nördlich von uns dräut die steile Wand des Tafelberges, | + | 27. Rondra: Allen Göttern sei Dank. In den Hügeln haben wir ein sandiges Wasserloch gefunden. Nördlich von uns dräut die steile Wand des Tafelberges, |
5. Efferd: Wir 19 haben Mherwed erreicht, wo man uns zuerst für Räuber und Wegelagerer hielt. Selten erschien mir eine solche Anhäufung von Lehmhütten und Kameldung so lieblich. Wir werden mit einem Treidelkahn nach Khunchom fahren, und niemand wird mich mehr dazu bewegen, auch nur einen Schritt in diese götterverlassene Gegend zu setzen!«\\ | 5. Efferd: Wir 19 haben Mherwed erreicht, wo man uns zuerst für Räuber und Wegelagerer hielt. Selten erschien mir eine solche Anhäufung von Lehmhütten und Kameldung so lieblich. Wir werden mit einem Treidelkahn nach Khunchom fahren, und niemand wird mich mehr dazu bewegen, auch nur einen Schritt in diese götterverlassene Gegend zu setzen!«\\ | ||
- | — Bericht des Landvermessers Barrado Shahrach aus dem Jahre 914 BF. (Meister Shahrach rüstete übrigens 13 Jahre später eine weitere Expedition in die Gor aus und ist seitdem verschollen.) | + | — Bericht des Landvermessers Barrado Shahrach aus dem Jahre 914 BF. (Meister Shahrach rüstete übrigens 13 Jahre später eine weitere Expedition in die Gor aus und ist seitdem verschollen.) |
+ |