abenteuer:g72:weiden_in_angst_viii

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Weiden In Angst Viii
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8.1 – Avalon

Die stampfenden Schritte der Echse verhallen langsam, und beinahe legt sich so etwas wie Ruhe über die Lichtung, wenn da nicht der junge Gletscherwurm wäre, dessen lautes Schnaufen die Lichtung erfüllt. Aber auch Argosch, schwer auf seine Axt gestützt, keucht von den Anstrengungen des Kampfes gegen das Ungetüm. Baldorim hat sich hingesetzt, erleichtert, dass das Unwesen geflohen ist und Irion, am Hals des Drachen geklammert, spricht ein kurzes Dankesgebet, als er hinter sich einen Plumps hört. Linje, vollkommen erschöpft, rollt bewusstlos vom Rücken des Untiers. Irion hat kaum Zeit, selbst runter zu klettern, als der Drache sich auf seinen noch verpuppten Bruder stürzt und ihm in den Nacken beißt. Immer und immer wieder beißt er zu und reißt daran, bis ein lautes Knacken zu hören ist, und der Kopf vom Körper getrennt ist.
Baldorim weiss, dass es durchaus üblich bei Drachen ist, dass der Stärkste der Brut seine Geschwister tötet. Während Argosch und Dajin noch dem Drachen zuschauen, sucht Baldorim seine Arbalone und bereitet sie vor, denn wer weiß, wem der Drache als nächstes den Kopf abbeißen will. Nachdem er seinen Bruder getötet hat, wendet der Drache kurz seinen Hals zu Irion. Der Gaukler hört eine Stimme in seinem Kopf, die nicht seine eigene ist. Der Drache spricht zu ihm: “Nun, Du der, der mein Vater sein könnte. Willst du oder soll ich mir einen Namen geben?” Als Irion Avalon tauft, nimmt er es hin und fragt, ob die anderen Irions Untertanen sind. Irion antwortet, dass es Seinesgleichen sind, worauf Avalon nur belustigt schnaubt. “Diese fetten kleinen Fässer?” Auch Linje will er fressen, da er “Kraft” in ihr spürt. Irion spürt, dass er gegenüber Avalon immer seine Stärke beweisen muss, sonst wird er sich gegen ihn erheben. Dann legt sich Avalon, ebenfalls vom Kampf erschöpft, neben seinen toten Bruder und beginnt langsam an dessen Schädel zu nagen.
Linje erwacht endlich, noch vollkommen erschöpft, und auch Baldorim traut sich hinter seiner Aberlone hervor. Mit skeptischem Blick auf das geflügelte Wesen brummt er: “Irion, Herr, Dein Kind ist uns wohlgesonnen?” “Im Moment ist er das.”
Etwas unschlüssig schauen sich alle an – so recht weiß niemand, was als Nächstes zu tun ist und das Krachen, dass Avalons Zähne am Schädel seines toten Bruders verursachen, hilft nicht, die Lage wirklich zu entspannen. Linje will eine Pause einlegen, aber Irion drängt aufzubrechen, denn er fürchtet weitere Zeitexplosionen.
Noch während sie diskutieren, ist abermals ein lautes Knacken zu hören. Avalon hat den Schädel seines Bruders geöffnet, dann schnell seine Tatze auf etwas gestellt und zu sich gezogen. Hätte er nicht die Gestik eines ertappten Jünglings gemacht – scheinbar können dies auch Drachen – wäre es vielleicht nicht aufgefallen. Linje befiehlt dem jungen Drachen, den Karfunkel freizugeben, denn die Helden vermuten, dass er ihn verschlingen will. Vorsichtig nimmt sie den Daumennagelgroßen Stein an sich, der Perlmuttfarben im Licht schimmert. Ein schwaches Leuchten geht von ihm aus. Während Linje dort steht und die Schönheit der reinen Drachenseele bewundert, merkt sie nicht, wie der Drachenkopf Avalons über ihr schwebt und zuschaut. Erst durch Irion, der Linje von seinem Ziehsohn weglotst, bemerkt sie das Wesen. Linje erklärt Baldorim, Argosch und Irion, dass Karfunkel als Sitz ihres Geistes und Quelle ihrer Zauberkraft angesehen werden. Nach dem Tod des Drachen wird der Karfunkel häufig als Fokus für Magie oder Alchemie verwendet. Wollte Avalon die Seele seines Bruders essen? Seine Augen jedenfalls scheinen mitleidlos, wie die eines Insekts. Im folgenden Gespräch lernen sie noch, dass Avalon die Seele seines Bruders keinesfalls aufnehmen wollte – vermutlich wollte er ihn für seinen Hort.
In der Ferne zieht abermals eine Zeitexplosion vorbei.
Argosch tritt auf den Drachen zu: „Ich hoffe es war kein Fehler dich zu retten anstelle deines Bruders“
„Was soll ich tun, um mich zu beweisen, Vater?“ Einem nach dem anderen fällt dabei auf, dass Avalon Abstufungen macht: Argosch ist Vater. Irion ist “der, der mein Vater sein könnte”, Linje “die, die meine Mutter sein könnte”. “Kannst du uns fliegen?”
Avalon ist verwirrt und weiß nicht wie fliegen geht, also flattert Argosch vor ihm mit den Armen. Abgesehen davon, dass sich der Zwerg etwas seltsam dabei fühlt, merkt er auch nach ein paar Augenblicken: Avalon schaut ihn nicht an. Er schaut in ihn hinein.
In seinen Geist, holt die schrecklichen Bilder aus Latsch wieder hervor, sieht in Argoschs Erinnerungen den gigantischen Eisdrachen, wie er über dem Dorf Schleifen fliegt und bei jedem Niederstoß den Eisodem über die in den Hügel geduckten Häuser bläst. Er sieht die schreiend Fliehenden, die Sterbenden, alles aus Argoschs Perspektive, der nicht nur sich zu retten versucht, sondern auch andere. Er scheitert und scheitert und scheitert und sein Blick verfolgt das Ungetüm am Himmel …
“Oh, ist sie schön …”, murmelt Avalon bewundernd, bevor er selbst langsam seine Flügel streckt, die Bewegungen des weißen Drachens nachahmt und sich in die Lüfte erhebt. Zuerst noch vorsichtig, werden seine Flügelschläge immer stärker und schon bald schwebt er in der Luft. Laut brüllt seine Stimme in unseren Köpfen:
“ICH BIN DRACHE! ICH BIN AVALON!”

8.2 – Enttäuschung

Derweil sammelt Baldorim seine wichtigsten Sachen in einer kleine Truhe und bastelt aus einem mit Stahldraht verstärktem Seil ein Geschirr und nachdem Avalon geladen ist, geht die Reise Richtung Dragenfeld weiter. In 800 Metern Höhe fliegt Avalon schnell, scheinbar unbeeindruckt von dem zusätzlichen Gewicht der Reiter. Die Landschaft fliegt vorbei, bist auf einmal alle Avalons Stimme hören. “Was ist mit meinen Flügeln?” und alle spüren plötzlich Avalons Müdigkeit.
Linjes Arme schlafen ein, und Irion muss sie festhalten, damit sie nicht fällt. Aber es ist auch Linje, die Avalon durch Bilder ihrer Eule zeigt, wie er bremsen und landen kann. So ist die Landung zwar nicht gelungen, aber niemand verletzt sich ernsthaft. Nur wenige Meter entfernt, auf dem schmalen Goblinpfad auf dem sie gelandet sind, liegen Skelette mit Spitzhacken auf dem Boden. An den Hälsen tragen sie Gefangenenketten. Es waren wohl Schuldsklaven des Kaiserreichs, die in Dragenfeld arbeiten sollten. Das Fleisch ist schon herabgefault und die Knochen sind morsch. Normalerweise verfallen sie schon lange vorher oder werden von Tieren verteilt. Aber es ist totenstill, es gibt wohl keine lebenden Tiere in der Nähe. Während Linje versucht, nicht zu genau auf die Skelette zu schauen und die anderen versuchen zu begreifen, was geschehen sein könnte, klingt durch die Totenstille aus den Baumwipfeln ein Gänsehaut verursachendes Krächzen. Sie blicken nach oben und schauen auf unzählige Grabenkrähen. Sie tragen weder Federn noch Fleisch, sind nur noch Skelette, aber sie bewegen sich, und immer mehr fangen an zu krähen. Sie blicken aggressiv auf die Gruppe hinab und die Bedrohung ist geradezu spürbar.
Avalon versteht nicht, was diese lauten Wesen sind und warum seine fast-Eltern alarmiert reagieren. Während sie sich von den Krähen fortbewegen, sagt Linje: “Diese sind gefährlich für uns. Wenn Du etwas tun kannst, um sie aufzuhalten: tu es!” Und Irion ruft dazu: “Dein Eisatem! Nutze ihn!” Das erste Mal in seinem Leben speit Avalon seinen Eisesodem. Eine dicke Schicht Eis zieht sich unmittelbar über die untoten Krähen, die aber trotzdem noch weiter Flugbewegungen machen. Faszinierend und schauderhaft zugleich sind sie anzusehen in ihren Gefängnissen. Argosch, im Gegensatz zu den anderen, ist nicht erleichtert darüber dieser Gefahr aus dem Weg gegangen zu sein. Als Avalon seinen Eisodem speit kommen die Bilder aus Latsch erneut zurück und der Zorn auf den Eisdrachen, der dafür verantwortlich ist. Wütend tritt er zu Avalon und fährt ihn an: “Niemals darfst du deinen Eisatem gegen Zwerge und Menschen nutzen.”
“Warum nicht? Wer seid ihr?”, fragt Avalon, der immer misstrauischer wird.
Linjes zögerliche Antwort: “Drachen”, überzeugt ihn nicht.
“Zwerge? Sagtest du Zwerge?” Avalons emotionsloser Blick richtet sich auf Argosch. ”Nein, ihr seid nicht meine Eltern.”
“Aber wir sind es, die dein Leben gerettet haben!” ruft Argosch.
Avalon beruhigt sich etwas, denn er erkennt, dass es wahr ist. “Ihr seid nicht meine Eltern, aber nur einmal werde ich euch noch tragen, wenn ihr es wünscht. Nun muss ich schlafen.”

8.3 – Versuchung

Linje schätzt, dass es noch acht Stunden zu Fuß nach Dragenfeld sind.Je näher das Ziel kommt, umso kahler wird die Landschaft. Wo sie gelandet waren, gab es Bäume in voller Blüte und voll belaubt, aber nun säumen Bäume den Weg, an denen kein Blatt mehr hängt. Je weiter sie gehen, umso mehr Bäume sind abgestorben, die Borke abgefallen und mächtiger schwarzer Schimmel hat sich über viele der Bäume gezogen. Die Bohlen, mit denen der Weg an einigen Stellen befestigt wurden, sind morsch und halten nichts mehr. Nichts lebt hier mehr. Was aber Hoffnung macht ist, dass es schon eine Weile keine Zeitexplosionen mehr gegeben hat.

Als die Kartoffelacker von Dragenfeld in den Blick kommen ist aufkommender Nebel zu hören, der nun überall aus dem Boden zu dringen scheint. Nur um Irion nicht, der auch leicht golden zu glimmen scheint. Auf einmal kommt eine neue Zeitexplosion und Irion wird von ihr erwischt. Ein fast Zwergengleicher Bart wächst ihm im Gesicht.

In Dragenfeld selbst sind fast alle Gebäude in dem Dorf total verfallen. Nur die Burg auf dem Hügel über dem Dorf und der Tsatempel sehen noch intakt aus. Auf der Burg weht eine Fahne mit einem furchtbaren Zeichen und davor 20 skelettierte Wesen mit Metallgegenständen im Nacken, die sich vor der Burg verneigen.
Dann passieren mehrere Sachen gleichzeitig. Ein weißer Drache, geritten von einem Magier, einem Söldner, einem Zwerg und einer Gelehrten und die Harpyien erscheinen wieder und fluchen die Helden weg. “Was macht ihr hier? Eure Schicksal ist erledigt. Ihr habt hier nichts zu suchen. Flieht, flieht, flieht!„, aber Linje und Argosch fallen plötzlich in Ohnmacht.

Tagtraum: L und A
An einem Ort, der nichts anderes ist, als die Ätheressenz, die aus einem Gefängnis herausfließt; in einer anderen Welt, einem Alptraum ohne Ende, stehen Linje und Argosch Seite an Seite. Schritte von einem Wesen, das immer näher zu seinem Eingang kommt, ist auf dem neblig-grau wabernden Boden zu sehen. Das Wesen findet seinen Weg hinaus. Der Ort, den der Drachen angriff, ist der Ort, der die Flucht möglich macht. Der Ort, in den der weiße Drache mit seinen Reitern hineingesprungen ist, ist der Ort, an dem die Beschwörung überhaupt durchgeführt wird. Endlos müde Schritte hören sie, Schritte von einem Wesen, das Äonen lang gewartet hat und in einer Sisyphusarbeit an den Mauern seines Gefängnisses entlang gelaufen ist. Er, der dunkle Mann, nähert sich.
Ein verstümmelter Echsenkrieger, ein wunderschöner Mann und ein Troll, jeweils an einen Pfahl gebunden. Die drei Wesenheiten werden dem Mann zum Opfer gebracht als Avatare. Und sie erinnern sich an die Worte, die Rohal zu Borbarad rief: “Ich, Rohal, Sohn des Nandus, schicke Dich, Borbarad ins Nichts …” Der Mann, der nicht lebt, mit dem verbrannten Körper einer Tsageweihten einen Beschwörungstanz im Feuer tanzend und auf Zayad betend, bietet Satinav ein Zeitgeschäft an, dass dieser nicht ablehnen können wird. Die Magie, die hier wirkt, zwingt den Hüter der Zeit zu dem, was geschehen wird. Da teilt ein gigantisches Schiff die diesige Sphäre und sie erkennen Satinav, das dreizehngehörnte Wesen, vorne am Bug in Eisen geschlagen und an das goldene Schiff gekettet. “Das, was sein wird” und “Das, was war”, die Töchter Satinavs, stehen dort am Bug und schauen traurig. Sie wirken, als sei alle Kraft verloren.

Währenddessen werden Baldorim und Irion weiter von den Harpyien belästigt und immer neue Zeitexplosionen starten in und um Dragenfeld. Da der Tsatempel als einziges Gebäude nicht von den Zeitexplosionen berührt wurde, schlägt Irion vor, dorthin zu fliehen, zumindestens bis die beiden Bewusstlosen wieder wach sind. Irion schnappt sich Linje, Baldorim Argosch und sie bewegen sich so schnell sie können Richtung Tempel.
Allerdings wird der Tsatempel von sechs Skeletten bewacht und dieselbe Fahne wie auf der Burg, weht auf einem kleinen Mast davor.

Der Mann in Schwarz kommt mit großen Schritten näher, immer weiter auf Linje und Argosch zu. Er schaut sich um und sieht, was ihm dargeboten ist. Eine starke Echse, aber er wollte nie wieder eine Echse sein, ein hübscher Jüngling, ohne jegliche Talente, und ein Troll der nicht einmal freiwillig hier ist. Der Drache stürzt sich währenddessen im Hintergrund, seltsam dumpf und hinter einer Art nebligen Wand, auf die Echse. Der Zwerg schlägt den wunderschönen Mann bewusstlos und öffnet die Fesseln des Trolls – dann springt er mit seinen Gefährten dem Zauberer entgegen.

Der Tsatempel leuchtet noch in all den Farben der bunten Steine, mit denen er errichtet wurde, und es scheint Baldorim und Irion so, als ob sie Gesänge hören. Als die Beiden sich nähern, stehen die Skelette auf und greifen sie an. Auch diese Skelette haben metallische Stäbe in ihrem Hinterkopf stecken. Der verbliebenen Kleidung nach, waren es wohl mal Söldner. Jetzt ist auch das Zeichen auf der Flagge zu erkennen. Was keiner der Helden erkennt: Es ist das Zeichen der Thargunitoth, der Erzdämonin des Untodes und Widersacherin Borons.
Baldorim stützt die Aberlone auf Argosch und zerschießt dem Skelett mit dem größten Schwert den Kopf. Irion hat ein ungutes Gefühl, denn die Flagge weht, obwohl es komplett windstill ist. Ein Wurfstern macht einen großen Riss in die Flagge und plötzlich werden die Skelette merklich langsamer. Und während Baldorim sich mehrerer Skelette erwehrt, rennt Irion um die Skelette herum zur Flagge.

Linje und Argosch sehen sich einem messerscharfen Geist gegenüber. Der Verstand des Mannes, der dort ist, ist logisch bis ins Mark und Eskalt. Keine Spur von Hass oder Zweifel ist zu spüren. Es gibt keine Sekunde, in der er sich auch nur ein bisschen zurücknimmt, ein Fürst der Niederhöllen Die Angebote für ihn werden gerade entweder zerstört, sind seiner nicht würdig, oder nicht willig. Er schaut sich fast gelangweilt um, bevor er sich dem Zwerg und der Hexe zuwendet. „Hört zu.” und streckt ihnen die Hände hin. “Hier sind zwei wache Geister, die so viel können, die so viel Ungerechtigkeit und Leid in ihrem Leben gesehen haben. Nehmt meine Hände und helft mir hier raus.“
Der Mittlere bis kleine Finger des Mannes stehen ab und Linje erinnert sich an den Traum, in dem die Finger brachen. Argosch ist sich derweil nicht sicher, ob es der weiße oder der schwarze Magier ist, glaubt aber, in ihm den weißen Magier zu erkennen und zuckt schon mit der Hand, aber Linje zieht ihn zurück. Sie sagt: “Trau ihm nicht, er vernebelt deinen Geist!” Daraufhin wendet sich der Mann der Hexe zu und scheint sie zu lesen wie ein Buch. Es gibt keine Geheimnisse.
„Du hast gesehen, was mir angetan wurde. Kannst du dir vorstellen, was wir beide erreichen können, welches Unrecht wir bereinigen können? Du bist schon einmal für mich gestorben, du hast gesehen wie böse der Wärter ist” „Satinav ist kein böser“
Er versucht sie zu überzeugen, dass sie gemeinsam die Welt aus den Angeln heben können, die Hierarchien der Götter nichtig machen und Gottwerdung für jedermann Alveran überflüssig machen wird. Alle sagen, sie wollen außerhalb von Grenzen denken, aber niemand tritt auch nur ein Mal aus den Grenzen hinaus und sie könnte mit Borbarad so viel mehr erreichen, so viel tun für Menschen wie sie, wie Argosch …
Linje lässt sich voll auf die Diskussion ein und vergisst, nach ihrem Gefährten zu achten, der sein eigenes Gespräch mit Borbarad führt.
Zu Argosch spricht er: „Wir müssen das verhindern, was er uns angetan hat, mein Bruder ist schon wieder zurückgekehrt. Dort, wo Wasser getragen wird, ist er zurückgekommen. Ich spreche von dem, der gestoppt werden möchte. Und du bist ein wahrer Held, der dafür geeignet ist, Großes zu tun. Gib mir deinen Körper und wir beide werden die Welt beherrschen. Lass mich es dir zeigen!”, und er reicht Argosch seine Hand.
Argosch sieht sich selbst, viel stärker, so trickreich und geschickt kämpfend wie es sonst niemanden tut und eine prächtige Rüstung aus den besten Materialien. Ein Lächeln breitet sich auf dem Gesicht des Magiers aus. “Ich werde dir nicht deinen Geist nehmen, der ist dafür viel zu wichtig”, raunt der Mann Argosch zu.

Irion lenkt zwei der Skelette ab als er um sie herum zur Flagge rennt. Er klettert schnell hinauf und reißt sie runter. Sie Skelette werden nochmal deutlich langsamer und bewegen sich nur noch unsicher, aber die Mühen der letzten Tage zeigen ihre Konsequenzen und Baldorim und Irion gelingt es nicht die Skelette zu erschlagen. Eine weitere Zeitexplosion in der Nähe wird von Irion abgefangen, in dem er das Praiosamulett aktiviert und alle beschützt.
Daraufhin greifen sie einfach ihre bewusstlosen Gefährten und fliehen in den Tempel.

„Sei mein Champion, sei mein Arm der das Böse richtet. Argosch der Große, Argosch groscho Titanium.” Argosch folgt den Worten sehr zugetan.
Endlich merkt Linje, dass Borbarad sie nur ablenken will, als der Zwerg die Hand schon halb zum Schwur erhoben hat. Sie warnt ihn, dass er seine Seele verlieren wird, wenn er den Verlockungen folgt, aber Argosch ist noch überzeugt, dass es Rohal ist. Sie legt ihm eine Hand auf die Schulter, versucht mit ihrer Kraft seine Seele zu stärken, auf das er sich der Einflüsterungen Borbarads erwehren kann – und merkt, wie die Kraft in ihren Fingerspitzen sich verläuft, sich nicht bündeln lässt und an Argoschs Geist abprallt.
“Argosch, das ist Borbarad!”, sagt sie, während der Zwerg ungläubig den Kopf schüttelt.
“Rohal, Linje, das ist Rohal!”
„Ich habe nie gesagt, dass ich nicht Borbarad bin”, mischt sich der Magier vor ihnen ein. “Glaubst du, mit meiner Macht könntest du den Drachen nicht besiegen, der dein Dorf zerstört hat, Argosch? Lass mich dir helfen. Du kannst in dessen Drachenblut baden und in weiterem Drachenblut baden. Und Linje, kennst du nicht dein eigenes Schicksal, dass du fast verbrannt geworden wärst. Leute mit dummer Moralvorstellung. Nimm meine Hand. Wird es Opfer geben? Ja, und die Opfer werden es wert sein. Weil die einfach nur ihre Macht da oben nutzen.”
“Stattdessen willst du die Regeln machen?”
“Nein, wir machen die Regeln, jeder, der mutig genug ist, schlau genug ist, zu lang unterdrückt wurde. Jene, die keine Macht haben, sollen mächtig sein und jeder soll über sein eigenes Schicksal bestimmen und nicht stumpf dem Pfad folgen, den irgendein Gott für sie ausgesucht hat.” “Aber wir machen doch unser Schicksal selbst! Wir entscheiden jeden Tag aufs Neue, jeden Schritt den wir gehen. Vielleicht gibt es einen Endpunkt, aber der Weg dorthin ist unsere Entscheidung!”
“Wer sagt, dass nicht jede deiner Entscheidungen nur in deinen Kopf gepflanzt wurde?” Seine Stimme wird fast flehentlich. “Willst du nicht frei sein, Linje? Frei sein zu tun, was du willst, frei von den Regeln der Anderen …”
“Keiner von ihnen bestimmt über uns“, antwortet Linje.
„Doch natürlich bestimmen sie indirekt, sie haben das System aufgebaut.”
“Also willst du jeden, der will, zu einem Gott machen und unsere Götter als nichtig darstellen?”
“Ich leugne die Götter nicht, sie sollen ihren Platz haben! Doch sie sollen nicht bestimmen.”
“Aber warum brennen dann die Tsageweihten hier.”
“Das hat der Tölpel gemacht, der gerade den Kopf verliert. Glaubtest du denn, ich will eine Echse oder ein Troll sein? Ich will die Welt verändern, dass die Fähigen regieren und die Dummen schweigen. Seid meine Arme Argosch, Linje sei meine Zunge. Ich bin der, der die Tore zu deinem Geist öffnet. Und die, die etwas können, sollen herrschen und nicht die, die einen Adelstitel geerbt haben.
Ich gebe Gerechtigkeit des Könnens, nicht die des Erbens.
Ich verehre auch die Götter. Hesinde hat uns Wissen gegeben. Aber dann kommen die Pariospfaffen, die das wieder verbieten. Verbotenes Wissen? Meine Güte.
Argosch, Ich kann dir echsische und trollische Kampftechniken zeigen. Du kannst dir beliebig viele Arme wachsen lassen wann immer du sie brauchst.”
Als Argosch ein weiteres Mal auf den schwarzen Magier zuschreitet, schließen sich Linjes Finger um den Karfunkel in ihrem Beutel. Die Kühle des Steins beruhigt ihre Nerven, als sie die Hand wieder auf Argoschs Schulter legt, die Nägel in seine Rüstung krallt und ihn zurückhält. Beruhigende Worte verlassen ihren Mund, beschwichtigend, sie ruft seinen Geist, holt ihn zurück. Als sie merkt, dass ihre astrale Kraft nicht reicht, macht sie weiter, geht sie über die Grenze. Der Blick Borbarads wird wissend und mit einer fast dämonischen Stimmfärbung raunt er: “Siehst du, du bist wie ich, du tust es auch …”, während Linje langsam ein Blutstropfen aus der Nase rinnt. Sie lässt sich nicht beirren und zaubert weiter, bis Argosch alles, was ihm an Selbstbeherrschung geblieben ist, wieder zusammennehmen kann und sich sich gegen Borbarad stemmt: „Ich muss nicht stärker als ein Drache sein, wenn ich ihm befehlen kann.“…
Wo vorher noch kalte Logik und Entschlossenheit waren, scheint Borbarad nun einzusehen, dass er verloren hat. Es bleibt keine Zeit mehr, er muss hier weg. Er verschwindet, und Linje und Argosch wachen im Tsa Tempel wieder auf.

8.4 – Salz

“Ich tue es, um zu retten. Ich bin nicht wie du.”
Linje schlägt die Augen auf. Die Worte hängen seltsam hohl in den Hallen des Tsatempels und verwirrt schaut sie in die noch irritierteren Gesichter Baldorims und Irions. “Was ist geschehen?” Irgendwo neben sich hört Linje Argoschs, der sich langsam aufsetzt. “Wir haben Borbarad getroffen.”
Argosch und Linje erzählen den beiden anderen, was sie in der Sphäre erlebt haben, dieser seltsamen Zwischenwelt, in die sie gezogen wurden. Verstört räuchert Linje dabei den Tsa-Tempel mit den boronischen Kräutern, streut Salz vor alle Durchgänge, gibt jedem der Anderen eine Knoblauchzehe und besteht darauf, dass sie sie essen – “Das schützt eure Seele, das weiß doch jedes Kind. Da draußen sind wahrscheinlich immer noch Vampire unterwegs.” – und macht noch drölftausend andere kleine, abergläubische Rituale, bis die Geschichte erzählt ist. Während die Männer sich noch austauschen und die Zwerge sich noch den letzten Schnaps Baldorims teilen, zieht sich die Hexe zurück und betet vor der Statue der Göttin des Lebens erst zu ihr und dann ausgiebig zu Satuaria, bevor alle Vier in einen traumlosen Schlaf fallen.
Als die schwere Tür des Tempels aufschwingt, legt sich etwas feiner Staub im frühen Licht des Morgens. Der Nebel ist verschwunden. Das Dorf ist zerstört, kein weißer Drache ist zu sehen und auch keine der anderen Gestalten, die dort gekämpft haben. Auch die Skelette auf der Burg sind zu Staub zerfallen. Es scheint, als ob die Burg und der gesamte Ort durch Praios Licht gesäubert wurde. Linje lässt sich noch einmal kurz vor dem benutzten Scheiterhaufen nieder und spricht ein paar leise Worte zu der Tsageweihten, die Opfer von all dem wurde und mit der sie im Traum verbrannte. “Möge deine Seele Ruhe finden.”
Am Ritualplatz in der Burg selbst findet Linje eine einzelne weiße Drachenschuppe, die sie einsteckt. Den Ort des Kampfes, den Argosch und Linje gestern noch aus der anderen Sphäre sahen, in der sie mit Borbarad waren, ist im Burghof zu erkennen. 13 Pfähle für die Tsageweihten und drei für die Opfer. Aber weder Leichen noch lebende Personen sind zu sehen.
Avalon flieht sie nach Salthelt zurück. Dort treffen sie auf eine große Prozession von Praiosgeweihten und Sonnenkriegern. Auch Delian von Wiedbrück, lernen sie dort kennen. Das Zeichen an seinem Revers, ist dasselbe wie das Zeichen an den Klamotten an Skeletten. Er hatte sie wohl als Vorhut dorthin geschickt.
Die kommenden Monate sind keine gute Zeit für Hexen und Tsageweihte in Weiden. Viele von ihnen werden verfolgt. Auch die Helden werden lange befragt und haben sich in Trallop zur Verfügung zu halten. Mit keinem Wort dürfen sie etwas über das Geschehene berichten, vor allem nicht den Namen Borbarad verwenden.
Von den Vampiren ist allerdings auch nichts mehr zu hören gewesen. Nach gut einem halben Jahr ziehen die Praioten wieder aus Weiden ab – sie haben andere Probleme, um die sie sich kümmern müssen.

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  • Zuletzt geändert: 2022/08/03 00:16
  • von nassirius